SOLIDARITÄT MIT DEN KOLLEGINNEN
UND KOLLEGEN VON
FYSAM!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

seit über 6 Jahren kämpfen die Beschäftigten des Automobilzulieferers Fysam um eine Verbesserung ihrer Arbeitsverhältnisse. Trotz aller Aktionen und Streiks, trotz wiederholten Inhaberwechsels (nach Binder zuerst SAM und nach der Insolvenz der chinesische Autoglashersteller Fuyao), trotz ausdauernden Einsatzes des Betriebsrats und der Vertrauensleute und trotz massiver Unterstützung der IG Metall lässt sich die Lage der Beschäftigten bei Fysam nach wie vor nur mit einem Wort beschreiben: Ausbeutung!

Nachdem unter großem Widerstand im Jahr 2015 bei Binder ein Betriebsrat gegründet wurde, keimte zunächst große Hoffnung auf, die sich in schnell wachsenden Mitgliederzahlen niederschlug. Nach den ersten kleinen (auch tariflichen) Erfolgen folgten die Tiefschläge. Zuerst der Verkauf von Binder an einen Investor, dann im Jahr 2017 die Insolvenz. In dieser ganzen Zeit hat sich bei der Entgeltentwicklung, aber auch bei den Arbeitsverhältnissen wenig getan – inzwischen muss man von einer Verschlechterung reden:

Etliche Kolleginnen und Kollegen, vor allem die unter besonders schweren Bedingungen arbeitenden Produktionsmitarbeiter etwa in der Zierleistenschleiferei, bekommen aufgrund der schlechten Entgeltentwicklung kaum mehr als den Mindestlohn; viele sind gezwungen regelmäßig samstags oder an Feiertagen zu arbeiten, um überhaupt über die Runden zu kommen. Erschwerend hinzu kommt, dass es zu der im Juni gestarteten Tarifrunde noch immer keine Einigung gibt. Statt einer Weiterentwicklung bei den Entgelten, beim Urlaubs- und beim Weihnachtsgeld den Weg zu bereiten, hat die Geschäftsleitung kurzerhand das Urlaubsgeld gestrichen, auf das viele angewiesen sind, und droht auch schon mit der Streichung des Weihnachtsgeldes.

Es fehlt an Sozialräumen, an essentiellen Arbeitsschutzmaßnahmen wie Absaugungen oder Schutz vor Hitze und Kälte, und selbst an Kleinigkeiten wie Toilettenpapier oder Desinfektionsmittel.

Gleichzeitig wird die Mitbestimmung mit Füßen getreten. Beschwerden des Betriebsrats werden kleingeredet oder schlichtweg ignoriert, einzelne Betriebsratsmitglieder unter Druck gesetzt. Es gibt eklatante Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz. Chinesische Mitarbeiter etwa – inzwischen mehr als 100 – werden 7 Tage die Woche und zum Teil über 10 Stunden täglich in der Produktion eingesetzt. Ob diese Mitarbeiter überhaupt über einen Arbeitsvertrag verfügen, ist unklar. Fysam beschäftigt immer mehr Menschen ohne Wissen oder Zustimmung des Betriebsrats, zuletzt wurden bulgarische Leiharbeiter eingestellt, deren genauer Status völlig unklar ist.

Ebenso unklar ist, wie es in den nächsten Jahren überhaupt weitergehen soll. Weder die Geschäftsleitung noch der chinesische Investor machen verbindliche Zusagen bezüglich der Zukunft des Betriebs. Das einzige, was die Kolleginnen und Kollegen zu hören bekommen ist, dass sie schlecht Arbeiten, dass die Qualität nicht stimmt, und dass der Umsatz zu gering ist. Es herrscht eine Atmosphäre der Einschüchterung und des Niedermachens, des Drohens und der Respektlosigkeit. Das Beste, womit die Beschäftigten rechnen können, soviel haben sie seit der Übernahme durch Fuyao gelernt, sind leere Versprechungen.

Von den ehemals über 2000 Beschäftigten sind zwischenzeitlich noch knapp 1100 in den 5 Werken von Fysam beschäftigt. Davon etliche Leiharbeiter und Werksvertragsbeschäftigte. Die Enttäuschung über die ausbeuterischen Verhältnisse ist inzwischen so groß, dass immer mehr langjährige und erfahrene Mitarbeiter den Betrieb verlassen oder über Aufhebungsverträge hinausgedrängt und durch chinesische Mitarbeiter ersetzt werden.

Daran wollen wir etwas ändern! Wir fordern eine deutliche Verbesserung der Löhne, eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen, die Achtung der Rechte der Beschäftigten und der Mitbestimmung des Betriebsrats, und nicht zuletzt eine klare Zukunftsperspektive.

 

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